Dülmener Rosenapfel, Luc.

Pomologische Montagshefte 1881
Band 27, Seiten 8 und 9

ein vortrefflicher edler und sehr schöner Herbstapfel für Tafel und Küche.
Im Herbst 1878 sandte mir Herr Hafenmeister Broeser in Dülmen einige sehr schöne und gute Äpfel, von denen ich durchaus keine passende Beschreibung finden konnte, und damals schon als wahrscheinlich neu, d. h. noch nicht beschrieben bezeichnete und obigen Namen vorschlug. Ich bat mir zur weiteren Beobachtung einige Edelreiser aus, die mir auch Herr Broeser freundlichst zuschickte. Anfangs glaubte ich, und auch jetzt wieder, ich habe den bekannten guten Apfel Braunschweigs Tafelrambour vor mir, alleine eine genauere Vergleichung und der eigenthümlich aromatische Duft dieser Frucht ließen mich erkennen, dass es eine andere Sorte sei, die hier vorliege.
Wir wollen hier die Beschreibung und Durchschnittszeichnung geben, mit dem Bemerken, dass das Pomologische Institut zum Frühjahr wohl Reiser wird abgeben können, da im Muttergarten dieser Apfel unter No. 697 angepflanzt ist. Herr Broeser schreibt mir: die Bäumschen in meinem Garten sind so beliebt geworden, dass jeder, der Frucht gesehen und gekostet, auch sie besitzen möchte.

Die systematische Beschreibung folgt nun hier:
Classifikation: Rosenapfel, VI (VII) 3, b == Gestreifter rundlicher oder auch zugespitzter Herbstapfel mit halbgeöffnetem Kelch.
Gestalt: stark mittelgroßer, hochgebaut kugelförmiger, calvilleartig gerippter schöner Herbstapfel. Der Bauch nimmt die Mitte und untere Hälfte der Frucht ein und verjüngt sich nach dem Kelch zu sanft abnehmend, während die Stielwölbung breit abgerundet erscheint. Vom Kelch ziehen sich mehrere, bald mehr, bald weniger stark vortretende Erhabenheiten über die Frucht hin.
Kelch: halboffen, lang und spitzblättrig, straussförmig; Blättchen an der Basis grün bleibend, in enger, ziemlich tiefer unregelmäßiger Einsenkung.
Stiel: 2-3 cm. lang, holz, in glatter, tiefer, trichterförmiger Höhle.
Schale: zart, etwas geschmeidig, agberieben glänzend, stark duftend. Die Grundfarbe ist strohgelb, auf der Sonnenseite zeigen sich bald mehr bald weniger carmoisinrothe Streifen (karmesinrote Str., sog. Chimäre; Anm. d. Verf.), zwischen denen die Schale noch fein rot punktiert erscheint.


Fleisch: weiß, sehr saftreich, süsswein-säuerlich, von sehr angenehm edlem Geschmack.
Kernhaus weit offen, die Kammern stark striemig, armsamig; Samen rundeiförmig, dunkelbraun. Kernhausader apfelförmig.
Kelchröhre: sehr weit, mitteltief; Staubfadenreste mittelständig.
Reife und Nutzung: der Apfel zeitigt im Oktober und hält den November durch; es ist eine schöne, äußerst angenehme, edle Tafelfrucht ersten Ranges und ebenso brauchbar für die Küche und den Markt.
Der Baum wächst kräftig, bildet eine flach kugelförmige Krone und trägt bald und reichlich.
Dr. L.

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